Kein Kinderspiel: Der steinige Weg zum KI-generierten Kurzfilm „Air Head“

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Als ich vor einiger Zeit über den KI-generierten Kurzfilm „Air Head“ schrieb, war ich voller Begeisterung über die Möglichkeiten, die Tools wie OpenAI’s SORA für die Filmproduktion bieten. Doch ein ausführliches Gespräch mit Patrick Cederberg von der kanadischen Produktionsfirma Shy Kids, die hinter dem Projekt steckt, offenbart nun die komplexe Realität hinter dem Hype. Ich musste feststellen, dass auch ich die Herausforderungen der KI-gestützten Videoproduktion unterschätzt hatte. Die Entstehung von „Air Head“ zeigt, dass der Einsatz von KI-Technologie nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten und intensive Nachbearbeitung auskommt.

Zwischen Versprechen und Praxis: SORA auf dem Prüfstand

Als das Team von Shy Kids mit der Produktion von „Air Head“ begann, wurde schnell klar, dass die Realität nicht ganz den hohen Erwartungen entsprach. Obwohl SORA beeindruckende Clips generieren konnte, war der Weg zum fertigen Film alles andere als geradlinig.

🎈 Der widerspenstige Ballon 
Die zentrale Figur des Films, ein gelber Ballon, stellte die Konsistenz von SORA auf eine harte Probe. Von Clip zu Clip änderte der Ballon seine Farbe oder wies plötzlich aufgemalte Gesichter auf. Aufwändiges Freistellen und Nachbearbeiten waren nötig, um Sonnys Erscheinungsbild konstant zu halten.

🎬 Kreative Kameraführung – Fehlanzeige 
Filmische Begriffe wie „Tracking“, „Panning“ oder „Zoom“ sind für SORA bisher böhmische Dörfer. Die Beschreibung von Kamerabewegungen erforderte kreative Umwege und brachte nicht immer das gewünschte Ergebnis. Es wurde deutlich, dass die KI-Forscher nicht wie Filmemacher dachten.

⏱️ Unfreiwillige Zeitlupen 
Aus unerfindlichen Gründen generierte SORA viele Clips in Zeitlupe, obwohl das Team dies gar nicht angefordert hatte. In der Postproduktion mussten diese Clips mühsam beschleunigt werden, um den gewünschten Look zu erzielen.

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Um auf 1,5 Minuten Filmmaterial zu kommen, musste das Team von Shy Kids hunderte von 10-20 sekündigen Clips generieren – ein Schnittverhältnis von sage und schreibe 300:1. Wie bei einem Dokumentarfilm galt es, aus einem Berg von Material eine kohärente Geschichte zu formen. Doch im Gegensatz zu echten Dreharbeiten gab es keine Garantie, dass SORA die benötigten Szenen auch wirklich liefern würde.

🧩 Das grosse Puzzle 
Die Produktion von „Air Head“ glich einem gigantischen Puzzle, bei dem die Teile nicht immer perfekt zusammenpassen wollten. Aufwändiges Compositing, Color Grading und Retiming waren nötig, um aus den generierten Schnipseln ein stimmiges Ganzes zu formen.

Ausblick: KI als Kreativpartner?

SORA befindet sich noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium – es ist praktisch noch in der Pre-Alpha-Phase. Die Erfahrungen von Shy Kids zeigen, dass KI-Tools zwar enormes Potenzial haben, aber noch einen langen Weg vor sich haben, um wirklich zu einem zuverlässigen Partner im kreativen Prozess zu werden. Dennoch geben Projekte wie „Air Head“ einen faszinierenden Ausblick darauf, wie die Zusammenarbeit zwischen menschlichen Filmemachern und KI-Systemen in Zukunft aussehen könnte, wenn die Technologie weiter reift.

🤖🎥 Mensch-Maschine-Kollaboration 

Die Kombination aus KI-generierten Elementen und traditioneller Filmkunst könnte völlig neue Formen des visuellen Erzählens ermöglichen. Doch dafür müssen beide Seiten noch viel voneinander lernen. Die Entwickler müssen KI-Systeme schaffen, die flexibel auf die Bedürfnisse von Kreativschaffenden eingehen. Und Filmemacher müssen lernen, die Stärken und Schwächen der Technologie zu verstehen und optimal zu nutzen.

SORA mag noch nicht der revolutionäre Durchbruch sein, den sich manche – mich eingeschlossen – erhofft hatten. Aber es ist ein erster Schritt in eine spannende Zukunft, in der Mensch und Maschine gemeinsam Kunst schaffen. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen diese Reise noch bereithält.

Behind the Scenes / Making of

Kurzfilm «Air Head» Kurzfilm, erstellt mit Sora

Rolf Jeger, ein preisgekrönter Werber mit Ehrungen aus Cannes bis New York, verband früh seine Leidenschaft für Technologie mit unternehmerischem Geschick. Mit 15 Jahren programmierte er Software für den Commodore 64, die in Schweizer Filialen landete. Nach einer Banklehre siegte jedoch die Faszination fürs Marketing. Seine Arbeit für die Swissair markierte den Auftakt einer beeindruckenden Karriere in der Kommunikation. Heute leitet er eine Agentur in Zürich, wo er Marketing und IT in der Ära der digitalen Transformation vereint. Die KI-Revolution, die nun den Massenmarkt erreicht, inspiriert ihn so sehr, dass er sie nicht nur beruflich nutzt, sondern auch Bücher darüber schreibt.