Googles stiller KI-Coup

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Ein grosses Update, das erstaunlich wenig Lärm macht

Letztes Jahr habe ich darüber geschrieben, dass Google nach einer Phase des Belächeltwerdens wieder Fahrt aufnimmt. Damals war spürbar, dass sich etwas bewegt – aber nicht, wie weit das tragen würde. Elf Monate später zeigt sich: Es war der Beginn eines langfristigen Kurswechsels. Und genau hier setzt das neue Gemini-Live-Update an.

Während die Welt über ChatGPT und Claude spricht, zündet Google ein Upgrade, das die Nutzung von KI im Alltag neu definiert. Im November 2025 erhielt Gemini Live sein «grösstes Update ever» – natürlichere Stimmen, präzisere Emotionen, rollenspielartige Dialoge und ein deutlich menschlicherer Gesprächsfluss. Gleichzeitig taucht Gemini nun überall auf: in Maps, auf Pixel-Geräten, in Google TV und tief im Android-System.

Googles stille Strategie

Nicht die Features sind das Entscheidende, sondern das Muster dahinter. Während andere mit Hype, Drama und Personalgeschichten die Schlagzeilen dominieren, baut Google im Hintergrund das Fundament. Fast zeitgleich veröffentlichte der Konzern ein umfassendes Framework für Agentic AI – nüchtern, technisch, zukunftsgerichtet.

Während Mitbewerber erklären, was Agenten irgendwann können könnten, legt Google fest, wie man sie tatsächlich baut.

Die Schweiz als stiller Profiteur

In der Schweiz nutzen wir Google-Dienste ohnehin täglich: Navigation, Suche, Mail, Android. Wenn Gemini sich in all diese Werkzeuge einschreibt, kommt die KI nicht zu uns – sie ist bereits da.

Für Schweizer KMU bedeutet das: KI muss nicht eingeführt werden. Sie kommt automatisch mit dem nächsten Update.

Die entscheidende Frage

Wer gewinnt am Ende: der Anbieter mit der spektakulärsten Technologie – oder der mit der besten Integration? Google wirkt leise, fast unscheinbar. Doch genau das ist seine eigentliche Stärke. Eine KI, die man nicht starten muss, sondern einfach nutzt, hat einen Vorsprung, den man auf keiner Bühne sieht.

Vielleicht ist dies der Moment, in dem Google still die Führung übernimmt – ohne dass jemand es merkt.

Rolf Jeger, ein preisgekrönter Werber mit Ehrungen aus Cannes bis New York, verband früh seine Leidenschaft für Technologie mit unternehmerischem Geschick. Mit 15 Jahren programmierte er Software für den Commodore 64, die in Schweizer Filialen landete. Nach einer Banklehre siegte jedoch die Faszination fürs Marketing. Seine Arbeit für die Swissair markierte den Auftakt einer beeindruckenden Karriere in der Kommunikation. Heute leitet er eine Agentur in Zürich, wo er Marketing und IT in der Ära der digitalen Transformation vereint. Die KI-Revolution, die nun den Massenmarkt erreicht, inspiriert ihn so sehr, dass er sie nicht nur beruflich nutzt, sondern auch Bücher darüber schreibt.