Erinnern Sie sich noch an die Zeit der Telekom-Liberalisierung, als uns neue Anbieter wöchentlich mit innovativen Angeboten überhäuften? Meine Schwester sagte damals pragmatisch: „Ich bleibe der Swisscom treu, die zieht eh über kurz oder lang nach.“
Vielleicht ist das auch eine kluge Strategie für den KI-Markt – dem Marktführer OpenAI treu zu bleiben, der mit GPT-4.5 und GPT-5 bereits im Februar grosse Ankündigungen getätigt hat. Doch die Mitbewerber haben inzwischen ein wahres Feuerwerk an Neuerungen gezündet:
- Grok 3 von X
- Claude 3.7 von Anthropic
- Gemini 2.0 von Google
Zeit für einen kurzen Überblick über die Stärken und Schwächen dieser neuen Modelle!
Grok 3: Elon Musks wissenschaftlicher Überflieger
Grok 3 ist das neueste KI-Modell von Elon Musks Startup xAI und wird vollmundig als „intelligentestes KI-Modell der Welt“ beworben. Mit 10-15 Mal mehr Rechenleistung als sein Vorgänger – dank eines Clusters von über 100.000 Nvidia H100 GPUs – setzt Grok 3 auf zwei Denkmodi:
- „Think“ für schrittweise Logik
- „Big Brain“ für komplexe Problemlösungen
Besonders hervorzuheben ist die DeepSearch-Funktion, die in Echtzeit Informationen aus dem Internet abruft und die Denkprozesse transparent macht.
Stärken:
- Überzeugt in wissenschaftlichen Aufgaben (Mathematik, Physik, Biologie)
- Schnelle und präzise Antworten (oft unter 5 Sekunden)
- Strukturiert Informationen klar und bietet gute Benutzerinteraktion
Schwächen:
- Schwächelt bei kreativen Texten und umfangreichem Code-Debugging
- Mangelnde direkte Quellenverweise beeinträchtigen die Zuverlässigkeit
Grok 3 ist exklusiv für Abonnenten von X Premium+ verfügbar, zum Preis von 40 USD monatlich.
Claude 3.7 Sonnet: Der Hybrid-Denker
Claude 3.7 Sonnet positioniert sich als erstes Hybrid-Reasoning-Modell und kombiniert allgemeine Sprachverarbeitung mit erweiterten Denkfähigkeiten. Statt diese Funktionen auf separate Modelle aufzuteilen, vereint Claude alles in einem System:
- Standard Mode für schnelle Antworten bei allgemeinen Anfragen
- Extended Thinking Mode für schrittweise, tiefere Denkprozesse bei komplexen Problemen
Ein Highlight ist das neue Tool Claude Code – ein Kommandozeilen-Tool, das Entwicklern ermöglicht, umfangreiche Codierungsaufgaben direkt aus der Konsole zu delegieren.
Stärken:
- Führend in realen Codierungsaufgaben, besonders bei komplexen Codebasen
- Flexibles Hybrid-Reasoning ermöglicht Optimierung nach Geschwindigkeit oder Präzision
- Ausgezeichnetes Dokumentverständnis bei der Verarbeitung und Beantwortung komplexer Fragen
Schwächen:
- Höhere Kosten bei umfangreichen Anwendungen
Claude 3.7 Sonnet ist in allen Claude-Plänen verfügbar – von Free bis Enterprise, sowie über APIs von Anthropic, Amazon Bedrock und Google Cloud’s Vertex AI.
Gemini 2.0: Googles multimodaler Allrounder
Gemini 2.0 umfasst mehrere Modellvarianten, die Google in den letzten Wochen vorgestellt hat:
- Gemini 2.0 Flash Thinking: Macht Denkprozesse transparent und erklärt, wie es zu bestimmten Antworten kommt
- Gemini 2.0 Pro Experimental: Das leistungsstärkste Google-Modell mit verbesserter Faktentreue und starker Leistung bei Codierung und Mathematik
- Gemini 2.0 Flash-Lite: Eine kostengünstigere Variante mit besserer Leistung als das Vorgängermodell bei ähnlichem Tempo
Besonders beeindruckend sind die multimodalen Fähigkeiten, die durch Integration mit Tools wie dem Bildgenerator Imagen 3 und dem Videomodell Veo 2 erweitert wurden.
Stärken:
- Ausgezeichnete multimodale Fähigkeiten (Text, Bilder, Video, Audio)
- Nahtlose Integration in Google-Dienste (Suche, Maps, Workspace)
- Verdoppelte Geschwindigkeit im Vergleich zum Vorgänger
Schwächen:
- Teilweise unvorhersehbare Reaktionen bei komplexen Aufgaben
- Schwankende Leistung in verschiedenen Anwendungen
Spezialisten für verschiedene Einsatzzwecke
Die neuen Modelle haben klare Profile entwickelt:
- Grok 3 punktet im wissenschaftlichen Bereich mit blitzschnellen Antworten
- Claude 3.7 Sonnet ist der Favorit für Entwickler und komplexe Textverarbeitung
- Gemini 2.0 überzeugt durch seine vielseitigen medialen Fähigkeiten
Für OpenAI wird es spannend sein, auf diese fokussierte Konkurrenz zu reagieren. Der Kampf um die KI-Krone hat gerade erst begonnen.