OpenAIs Doppel-Launch: o1 oder o1 Pro – welche KI brauchst du wirklich?

Follow on LinkedIn

Mit dem jüngsten Launch hat OpenAI für einiges an Stirnrunzeln gesorgt. Statt wie angekündigt ein wegweisendes neues KI-Modell (o1) für alle verfügbar zu machen, präsentierte das Unternehmen plötzlich zwei Modelle: o1 und o1 Pro. Ohne klare Erläuterung zu den Unterschieden mussten die Nutzerinnen und Nutzer selbst herausfinden, was den massiven Preisunterschied von Faktor 10 rechtfertigt.

Zwei Modelle, ein Name – und wenig Orientierung
OpenAI hatte monatelang nur ein Modell – „o1“ – angeteasert. Doch am Tag der Veröffentlichung trat auch „o1 Pro“ auf den Plan, ohne dass die Kommunikation entsprechend angepasst wurde. Wer wissen will, was 01 wirklich besser macht als frühere Varianten, muss sich erst durch komplexe Benchmarks kämpfen. Noch komplizierter wird es, wenn man verstehen möchte, wann sich der Griff zu o1 Pro lohnt.

Die Kernfragen lauten:

  • Was kann o1, das frühere Modelle nicht konnten?
  • Wer braucht das extrem teure o1 Pro?
  • Wie nutzt man das volle Potenzial dieser neuen KI?

01: Stark, aber nur wenn du es forderst
Wer bereits den Plus- oder Teams-Plan nutzt, kann auf o1 zugreifen. Der Clou: o1 setzt dort an, wo andere Modelle wie ChatGPT 4.0 oder Claude scheitern. Es meistert komplexe Aufgaben, liefert präzise Analysen und praxisnahe Optimierungsvorschläge – vorausgesetzt, man füttert es mit anspruchsvollen Prompts.

Ein konkretes Beispiel:
Du nimmst ein 1800 Wörter langes Essay, gefüllt mit branchenspezifischen Details, und forderst die KI auf: „Lies den kompletten Text, gib mir konkrete Verbesserungsvorschläge und fasse dein Feedback so zusammen, dass es auf einen iPhone-Bildschirm passt.“ Ohne Maßeinheiten, ohne weitere Hinweise, nur diese knappe Vorgabe.
ChatGPT 4.0 und Claude scheiterten an dieser Aufgabe – sie waren zu unpräzise oder zu oberflächlich. 01 hingegen lieferte knackige, fokussierte Kritik im Stil einer erfahrenen Fachkraft mit 15 Jahren Branchenerfahrung. Das Feedback wirkte wie das eines Senior Advisors, der direkt auf den Punkt kommt. Wer komplexe Texte präzise prüfen, strukturiert verbessern und gleichzeitig auf engstem Raum zusammenfassen will, findet in o1 einen mächtigen Partner.

Doch: Wenn du nur einfache Fragen stellst, spürst du den Unterschied kaum. Es ist, als würdest du einen Rennwagen für den Wocheneinkauf nutzen – das Potential bleibt ungenutzt, solange du die KI nicht wirklich forderst.

o1 Pro: Für absolute High-End-Aufgaben
Und was ist mit o1 Pro? Das Modell kostet rund das Zehnfache und richtet sich an Expertinnen und Experten, die an den Grenzen des Machbaren arbeiten: komplexe wissenschaftliche Analysen, High-End-Programmierung, anspruchsvolle mathematische Modelle. Erste Tests zeigen, dass o1 Pro so präzise ist, dass es komplexe UI-Layouts oder Dashboards in einem einzigen Versuch nachbilden kann – und zwar perfekt. Wer täglich an hochkomplexen Projekten tüftelt, könnte von 01 Pro profitieren. Für die meisten ist es aber schlicht überdimensioniert und viel zu teuer.

Welches Modell passt zu wem?

  • o1 für die meisten Profis: Wenn du dir die Zeit nimmst, anspruchsvolle Prompts zu erstellen, eröffnet o1 völlig neue Horizonte. Ob es um das Verdichten langer Texte, die kritische Analyse komplexer Inhalte oder das präzise Zurechtstutzen von Feedback geht – o1 liefert.
  • o1 Pro für Spezialisten: Leitest du ein Entwicklerteam auf Spitzenniveau oder arbeitest an wissenschaftlichen Projekten, die tägliche Höchstleistungen verlangen, kann sich o1 Pro lohnen. Für den Durchschnittsanwender ist der Mehrwert jedoch fraglich.

Fazit: Transparenz bitte!
OpenAI hat zwei beeindruckende Modelle auf den Markt geworfen, aber an klarer Kommunikation gespart. So bleibt es den Nutzenden überlassen, das Potenzial der neuen Tools selbst auszuloten. Dabei wäre es so einfach: o1 für herausfordernde, aber nicht übermenschliche Aufgaben; o1 Pro für die, die an technischen oder wissenschaftlichen Grenzen operieren.

In Summe: Für die meisten Anwendungsfälle ist o1 mehr als ausreichend – wenn du lernst, es richtig anzusprechen. Die wenigen, die täglich an den wirklich harten Nüssen knacken, könnten o1 Pro in Betracht ziehen. Für alle anderen gilt: Entspannt zurücklehnen, o1 nutzen und über die neuen Möglichkeiten staunen.

Rolf Jeger, ein preisgekrönter Werber mit Ehrungen aus Cannes bis New York, verband früh seine Leidenschaft für Technologie mit unternehmerischem Geschick. Mit 15 Jahren programmierte er Software für den Commodore 64, die in Schweizer Filialen landete. Nach einer Banklehre siegte jedoch die Faszination fürs Marketing. Seine Arbeit für die Swissair markierte den Auftakt einer beeindruckenden Karriere in der Kommunikation. Heute leitet er eine Agentur in Zürich, wo er Marketing und IT in der Ära der digitalen Transformation vereint. Die KI-Revolution, die nun den Massenmarkt erreicht, inspiriert ihn so sehr, dass er sie nicht nur beruflich nutzt, sondern auch Bücher darüber schreibt.